Was wir aus dem Hessenwahlkampf lernen können...

Bei der Internationalen Konferenz für Politische Kommunikation (IKPK) stand Benedikt Kuhn, der Wahlkampfleiter der CDU Hessen, auf der Bühne. Er präsentierte Einblicke und Lektionen, die er während des bemerkenswerten Wahlkampfs in Hessen 2023 sammelte.

Lasst uns zunächst jedoch einen Blick auf die dramatische Ausgangssituation in Hessen werfen: Am 12. April 2022 zeigte eine Umfrage der Bild-Zeitung ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der CDU und der SPD, beide lagen bei 24%. Doch am Wahltag, über ein Jahr später am 9. Oktober 2023, triumphierte die CDU mit beeindruckenden 34,6%, während die AFD mit 18,4% auf dem zweiten Platz landete. Die SPD erlitt einen herben Rückschlag und erreichte lediglich 15,1%.

 

 
(Landtagswahl Hessen: Neueste Wahlumfragen im Wahltrend | Sonntagsfrage #ltwhe (dawum.de))

 

Die Gründe für einen Wahlsieg sind stets vielfältig. Jedoch war ein entscheidender Faktor für den Erfolg der CDU Hessen ihr guter Wahlkampf. Benedikt Kuhn teilte im Rahmen der IKPK fünf entscheidende Erkenntnisse, die maßgeblich zum Triumph der CDU beitrugen. Hier sind sie:

 

Aller Anfang: Analyse

Es ist spannend, wie die CDU Hessen eine Mischung aus Zeit, Energie und finanziellen Ressourcen in präzise Voranalysen investierte. Der Kern dieser Analysen? Das Aufspüren verborgener Wählerpotenziale. Überraschenderweise zeigten die Ergebnisse, dass die CDU besonders bei jungen und Erstwählern, Frauen sowie in der Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen Potenziale fand.

Ausgehend von dieser Erkenntnis, ging die CDU Hessen noch einen Schritt weiter. Sie tauchte in die Welt ihrer potenziellen Wählerschaft ein, befragte sie intensiv zu ihren Interessen und Motiven. Diese umfassende Erkundung führte zu einer klaren Definition der Kernthemen für Hessen: Wohnen, Schule, Ausbildung, Mobilität und Sicherheit.

Die CDU Hessen analysierte mit akribischer Genauigkeit jedes einzelne ihrer Claims und Wahlplakate. Sie suchten nach der perfekten Botschaft, die den Nerv der Zeit trifft. Und sie fanden sie. Das Endergebnis, das den meisten Zuspruch erhielt war der Slogan: „Hessen weiter führen“.

 

Geschichte, richtig erzählen & den Richtigen erzählen

Die CDU Hessen zeichnete sich durch eine klare und einfache Bildsprache aus, doch das wahre Glanzstück ihrer Kampagne waren die kreativen und geistreichen Claims. Jedes Plakat präsentierte den Ministerpräsidenten und Spitzenkandidaten Boris Rhein, flankiert von prägnanten Slogans, die maßgeschneidert auf die wichtigsten Themen abgestimmt waren:

1. Für das Thema Wohnen: „Grunderwerbssteuer? Geht aufs Haus.“

2. Bildung: „Die wichtigste Bank Hessens: die Schulbank.“

3. Handwerk: „Wir verstehen unser Handwerk.“

4. Sicherheit: „Blaulicht ins Darknet bringen.“

5. Mobilität: „Auto verbieten verboten.“

6. Gesundheit: „Ärzte ohne Stadtgrenzen.“

Diese Claims waren jedoch nicht nur kreativ, sie demonstrierten auch ein tiefes Verständnis dafür, wie man die richtigen Botschaften an die richtigen Zielgruppen heranträgt. Ein Beispiel dafür war der Claim zum steuerfreien ersten Eigenheim, der auf der Plattform „ImmoScout24“ äußerst prominent platziert wurde. Diese gezielte Platzierung unterstrich, dass die CDU Hessen nicht nur kreativ, sondern auch strategisch und zielgruppenorientiert in ihrer Kommunikation agierte. Es ging ihnen nicht nur darum Geschichten richtig zu erzählen, sondern sie auch den Richtigen zu erzählen.

 

 

Wahlkampf von vorne führen

Die CDU Hessen war aktiv am Themen setzen, anstatt auf passiv auf Aussagen anderer zu reagieren. Was den wesentlichen Unterschied machte: Sie waren konsequent.

Unser Plan: Beim Plan bleiben

Vor Beginn des Wahlkampfs etablierte die CDU Hessen einen klar definierten und strategisch durchdachten Wahlkampfplan, der sich in drei entscheidende Phasen gliederte: Phase 1 – das Narrativ setzen, Phase 2 – die thematische Vertiefung, und Phase 3 – die Wahl als Richtungsentscheidung. Doch das, was die CDU Hessen von anderen Parteien unterschied, war ihre eiserne Disziplin, sich strikt an diesen Plan zu halten.

Benedikt Kuhn, in seinem Vortrag, betonte nachdrücklich, wie wichtig diese Konsequenz war. Er erkannte, dass die Politik im Alltag zwar Flexibilität und Spontaneität erfordert, aber gerade in Kampagnen und Wahlkämpfen ist es die Kontinuität, die sich letztendlich auszahlt. Diese konsequente Verfolgung des Plans, kombiniert mit der Fähigkeit, trotzdem auf unerwartete Ereignisse zu reagieren, war ein Schlüsselelement ihres Erfolges.

Richtungsentscheidung

Die Kampagne der CDU Hessen war ein Beispiel dafür, wie ein scharfer Fokus auf ein vorab definiertes Ziel zu beeindruckenden Erfolgen führen kann. Durch ihre präzise und zielgerichtete Strategie gelang es der Partei, genau jene Wählergruppen für sich zu gewinnen, bei denen sie das größte Potenzial identifiziert hatte. Diese sorgfältig geplante Herangehensweise zahlte sich aus, indem sie signifikante Gewinne in genau den Segmenten erzielte, die als Schlüssel für ihren Erfolg gesehen wurden. Es war ein Beweis dafür, dass gezielte Analyse und strategische Ausrichtung in der politischen Landschaft zu außergewöhnlichen Ergebnissen führen können.

 

Link zum Kampagnenvideo: 
https://youtu.be/2EwNbynbBJc?si=OG3DpmtG2T8gTcnO 

 

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